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Meine ganz persönliche Tour de France

Meine ganz persönliche Tour de France

Bericht von Johann Körner.

Hier folgt zwar kein Rennbericht, aber ein Reisebericht, den vielleicht trotzdem der eine oder andere im Verein interessant findet…

Direkt im Anschluss an die 12h-Radchallenge in Kaindorf (siehe älteren Homepage-Bericht) machte ich mich in Richtung Frankreich auf, um dort in den Westalpen einige legendäre Pässe mit dem Rennrad abzufahren, da die Tour de France auch gerade stattfand, musste natürlich auch die eine oder andere Etappe live vor Ort verfolgt werden.


Meine persönliche Tour de France startete mit einer Etappe von Sisteron aus über den Col de la Pigiere und den Col de l’Homme Mort auf den legendären Mount Ventoux und wieder zurück nach Sisteron. Am Ende des Tages standen gut 180km bei knapp 3000 Höhenmetern und auch meine bisher schönste Radausfahrt auf der Habenseite!

Am zweiten Tag stand der Col d’Izoard am Programm: Von Embrun aus bezwang ich den Berg von Guillestre aus, somit fuhr ich die meiner Ansicht nach die schönere Südauffahrt, gleich wie das Peloton der Tour de France zwei Tage später. Was dabei beeindruckend war: bereits an diesem Tag waren die letzten Kilometer vor der Passüberfahrt mit Wohnwägen der Fans gesäumt! Über die schöne Stadt Briancon ging es wieder zurück nach Embrun, womit die 130km-Schleife mit gut 2000hm beendet wurde.

Der folgende Tag startete mit einer Morgenausfahrt von Gap aus über den Col Bayard und den Col de Manse: sind zwar nicht bekannt, aber die Abfahrt vom zweiten Pass dürfte jedem Radsportfan bekannt sein, schließlich erfolgte sie auf jener Straße, auf der Beloki 2003 stürzte und Armstrong über die steile Wiese fuhr.

Nachmittags konnte ich dann noch den Col de la Sentinelle auf meiner Liste abhacken, um dort anschließend auf das Peloton der Tour de France zu warten. Was soll ich sagen: es ist einfach beeindruckend, welche Radsportbegeisterung in diesem Land bzw. rund um diese Veranstaltung herrscht, Menschenmassen entlang des gesamten 3.Kategorie Anstiegs bereits stunden vor der Ankunft der Profis! Und jeder, der bereits die Werbekarawane, die etwa 2h vor dem Feld vorbeikommt, live miterlebt hat, weiß, was für eine riesen Marketingmaschinerie hinter der Tour de France steckt! Es war aber wirklich Gänsehaut pur, als angekündigt von einer Heerschar tieffligender TV-Helikopter die Profis wenig später vorbeifuhren, und dass ich (wie ich aus der whattsApp-Gruppe erfuhr) unsere Vereinsfarben auch im TV präsentieren konnte, freut mich auch ;).

Am Abend ging es mit dem Auto weiter nach Bourg-d’Oisans, eine schöner Ort für Radsportfreunde, denn  in unmittelbarer Umgebung sind einige bekannte Anstiege der Westalpen zu finden.

Der anstehende Tag sollte alles zu bieten haben, was man sich nur vorstellen kann, aber lest selbst: ich startete von Bourg-d’Oisans aus mit einer Auffahrt nach Alpe d’Huez in den Tag: diesen 14km-Anstieg habe ich zwar bereits vor Jahren mit meinem Bruder Markus absolviert, könnte ihn aber immer wieder ins Programm aufnehmen, schließlich sind die vielen Kehren bei sehr gleichmäßigen Steigungsprozenten immer wieder ein Genuss und sehr rhythmisch zu fahren! Zurück am Campingplatz ging es nach einer Stärkung dann bereits am späten Vormittag ab Richtung Col du Galibier, um die Königsetappe der diesjährigen Tour de France mitzuverfolgen. Die Anfahrt zum Fuße des Galibier bildete dabei eine 35km-Kletterei mit ca. 1400hm auf den Col du Lautaret, die wirklich zu genießen war, da sie durch atemberaubend schöne Landschaft führte. Da er auf dem Weg lag, habe ich auch den Pass „Les Deux Alpes“ (10km, 650hm) eingestreut, da man ihn als Radsportfan auch das eine oder andere Mal zu Gehör bekommen hat, hinterher muss ich aber sagen, dass dieser Anstieg keinen besonderen Genuss bietet, da selten ein schöner Ausblick geboten wird! Der Galibier war dann aber umso schöner, nicht nur wegen tausender Fans, die einen am Streckenrand zujubelten, auch die Straße, die sich durch die zerklüftete Berglandschaft windet, ist herrlich zu befahren. Leider durfte ich nicht mehr ganz hinauf fahren, und so musste ich etwa 500m vor der Bergwertung absteigen. Zum Zuschauen war es aber ein optimaler Standort, schließlich konnten weite Teile des Anstiegs von hier aus eingesehen werden.

Wenn die Etappe am Vortag schon Eindruck hinterlassen hat, so toppt eine Bergetappe live vor Ort noch einmal diese Eindrücke: unglaublich, welche Stimmung hier gemacht wird! Und das Beste: es sollte sich auszahlen, dass ich ein zweites Radteam Leoben-Trikot und einen Edding mitnahm, schließlich hat mit Peter Sagan das Trikot während der Fahrt signiert, wahrscheinlich weil er grüne Trikots so gern hat 🙂 Was nach dem Passieren des Fahrerfeldes folgte, war eher der Kategorie „Zum Vergessen“ zuzuordnen: Nach schweren Regenfällen auf der Heimfahrt versperrten Vermurungen die Straße zurück, was folgte war eine Evakuierung von ca. 100 Radfahrern aus einem Tunnel und eine Unterbringung in einer Notunterkunft. Um 2 Uhr in der Nacht wurde eine weite Umfahrung der versperrten Straße mit dem Bus organisiert, und so kam ich erst zum Sonnenaufgang um 7 Uhr wieder am Campingplatz an. Ein ereignisreicher Tag also!

Die letzte Etappe meiner Frankreichreise bildete die Befahrung des Col de la Croix Fer, auf 40km galt es dabei 2000hm zu überwinden. Von allen Bergen, die ich in den letzten Tagen befahren bin, war dieser der unrhythmischste, da sich die Steigung immer wieder änderte, dennoch war die Fahrt in traumhaftem Bergpanorama ein echter Leckerbissen! Da die nächsten Tage das Wetter schlechter wurde (auch bei der Tour mitzuverfolgen), bildetet diese Fahrt den Abschluss meiner Tour de France.

Was rückblickend festzuhalten ist:

Rennradfahren in den Alpen Frankreichs kann ich jedem empfehlen, und zwar aus zweierlei Gründen: Zum einen sind die Franzosen in dieser Region radsportbegeistert, somit gibt es nie nerviges Gehupe und der Sicherheitsabstand der Autofahrer wird auch stets eingehalten. Der Respekt gegenüber des Radfahrers hat also einen ganz anderen Stellenwert als hierzulande. Und zum anderen sind die ganzen Bergpässe sehr gleichmäßig und nicht zu steil, somit wirklich angenehm zu fahren. Was ich auch super finde: fast alle Anstiege sind in Kilometerabschnitten mit Tafeln beschildert, worauf Kilometer bis zum Gipfel, Höhenlage und durchschnittliche Steigung auf dem folgenden Kilometer abzulesen sind.

Wenn man zufällig im Juli in der Gegend ist, lohnt sich ein Abstecher zu einer der Tour de France-Etappen! Dieses Spektakel sollte man als Radsportfan einmal live for Ort miterlebt haben. Was bezüglich Tour de France weiters aufgefallen ist: Sowohl die Franzosen, als auch die Niederländer und Belgier sind ein absolut Radsport-verrücktes wie auch Wohnwagen-verliebtes Volk. Wenn man sieht wie Scharren ganzer Familien mit Kind und Kegel im Wohnwagen dem Tour-Tross über mehrere Tage folgen, so wird man fast wehmütig, dass man nicht in so einem Land lebt, in dem man bei diesem herrlichen Sport dermaßen mitfiebert.

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