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Maratona dles Dolomites – oder ein Sonntagsspaziergang (mehr oder weniger)

Maratona dles Dolomites – oder ein Sonntagsspaziergang (mehr oder weniger)

Bericht von Walter Hopfer:

Der Maratona dles Dolomites ist einer der wohl bekanntesten Radmarathons, was der langen Strecke (Maratona) an Kilometern Länge fehlt, macht sie an Höhenmetern wieder wett: 4230 Höhenmeter verteilen sich auf 138km. Heuer waren rund 8000 Radfahrer mit am Start – einer davon ich.

Einmal wurde gesagt, dass vielleicht die ersten 20 Teilnehmer den Maratona als Rennen fahren, die übrigen genießen die Landschaft. Wenn man sich die Teilnehmer ansieht glaubt man das Verhältnis nicht ganz. Nachdem im letzten Jahr bei meiner ersten Teilnahme mein Ego bereits einen ordentlichen Dämpfer bekam (ziemlich genau 8 Stunden), nahm ich mir heuer bei nicht optimaler Vorbereitung (inklusive Cov19) vor, die Fahrt gemütlich „auf Ankommen“ anzugehen, deshalb „ein Sonntagsspaziergang“.

Die Startplätze werden jeweils zur Hälfte an Italiener und Nichtitaliener vergeben. Nachdem die Zahl der Anmeldungen grundsätzlich deutlich größer ist als die Teilnehmerzahl, findet im Herbst eine Verlosung der Startplätze statt. Wenn man wenig Glück im Spiel hat (so wie ich), wählt man besser die Alternative eines Startpakets mit Unterkunft + Startplatz. Hier kann man zwischen 4 bis 7 Übernachtungen für eine und zwei Personen bei teilnehmenden Hotels sich einbuchen und hat den Startplatz fix. „Mein“ Hotel kannte ich schon vom letzten Jahr (absichtlich wieder im gleichen), es ist in Kolfuschg gelegen, nach dem Maratona sind das dann auch noch einmal 200 Höhenmeter um die Beine wieder auszuschütteln. Für die Anmeldung ist ein ärztliches Attest für den Radsport obligat, das nicht älter als ein Jahr sein darf.

Angereist bin ich dann am Dienstag vor der Veranstaltung. Nachdem das Hotel sich bereits auf 1700 Höhenmetern befindet, hat man als „Flachländer“ aus Leoben bereits die ersten Probleme, das Gepäck drei Stockwerke hochzutragen. Höhenakklimatisierung ist also angesagt.

Als „Proof of Concept“ des Trainings (heuer 80/20 und viele Intervalle mit hoher Last und niedriger Drehzahl) ging es am Mittwoch auf die Sellaronda – Campolongo, Pordoi, Sella, Gardena. Der Verkehr auf der Strecke ist bei gutem Wetter der Wahnsinn, aber irgendwie passiert nichts, die Verkehrsteilnehmer passen aufeinander auf, auch wenn es auf den Pässen manchmal verflixt knapp hergeht.

Nachdem bei der Fahrt der Akku vom Handy den Geist aufgab, musste ich für ein Beweisfoto vom Gardena am nächsten Tag halt nochmal hoch.  😉

Ab Donnerstag Abend kann man sich dann die Startnummer holen, zusammen mit dem Starterpaket mit Trikot (Castelli), Weste, Trinkflasche und noch ein paar Zugaben – inklusive einer Piccolo Prosecco von einem der Sponsoren. Zur gleichen Zeit startet die „Maratona Village“ mit einem Rahmenprogramm und einer kleinen Radmesse. Auch wie letztes Jahr hatte ich zum Rennrad noch mein XC-Rad dabei und nahm den Waldweg, um mir die Startnummer zu holen.

Dann kam der Sonntag. Der Wecker ging um vier, ab halb fünf gibt es im Hotel Frühstück, man sollte vor 6 auf der Straße nach Stella zum Start sein, dann wird die Straße für den Verkehr gesperrt, inklusive Fahrräder. Es ist kalt am Morgen – dieses Jahr waren es um die fünf Grad, manche Teilnehmer kommen deshalb in Tyvek-Maleranzügen, die sie dann kurz vor dem Start wegwerfen. Man sollte auch vielleicht noch im Hotel auf die Toilette gehen, die Schlangen vor den entsprechenden „Örtlichkeiten“ am Start sind jedes Jahr lang.

Die Stimmung am Start ist schon sensationell. Radfahrer jeden Alters, aller möglichen Nationalitäten, mit allen möglichen Radmarken, größere Gruppen, Einzelfahrer, die Hubschrauber der RAI über den Köpfen, eine kurze Predigt und der Segen vom örtlichen Pfarrer, noch eine kurze Ansprache von Michele Costa dem Chef der Organisation – dann der Startschuss. Nach ein paar Minuten setzt sich dann auch der eigene Startblock in Bewegung, erst noch als Laufrad, dann klickt man ein und fährt die ersten Kilometer bis Corvara leicht bergauf – maximal um die 6% Steigung. Mit ein wenig Glück sieht man auch noch Michele Costa, der die ersten Kilometer traditionell mit dem Hochrad mitfährt.

Passo Campolongo – die erste Passage. Mit frischen Beinen kommt einem der Campolongo trotz maximal 9% Steigung im Anfangsteil noch ein wenig wie ein Rollerhügel vor. Man fährt noch in einer kompakten Gruppe, ein wenig Obacht ist angesagt, wenn von hinten die schnelleren Fahrer der hinteren Startblöcke überholen. Wenn man sich aber die Zeit nimmt, wird man bereits beim ersten Pass belont: Sonnenaufgang in den Bergen.

Die erste Abfahrt nach Arraba bringt ein paar Harnadelkurven, dann biegt man rechts ab und beginnt den Anstieg auf den Passo Pordoi. Der Pordoi ist ein wenig das Haarnadel-Nirvana. Auf etwas über 9km werden rund 640m geklettert. Mit durchschnittlich 7% Steigung ist der Pordoi mehr durch die Höhe von zuletzt 2240m eine Herausforderung als durch das Klettern selbst. Die Luft wird ganz schön dünn. Die Alphornbläser, die einem an der Passhöhe begrüßen, sind die dünne Luft aber bereits gewöhnt.

Die Abfahrt vom Pordoi Richtung Canazei zieht sich. Schlechten – eher nervösen – Abfahrern wie mir tun am Ende die Hände vom Bremsen bereits weh. Es folgt das nächste mal rechts Abbiegen Richtung Passo Sella. Mit 10% für ein paar Meter erhält man den ersten Eindruck vom 3. zu kletternden Pass. Es kommt dann aber die erste Verpflegungsstation und heuer eine Perchtengruppe, die einen den Pass geradezu hochjagt. Naja, die maximalen 12% Steigung bremsen einen dann doch ein wenig auf den rund 440 zurückzulegenden Höhenmetern. Die Aussicht ist aber unbeschreiblich – die Straße ist teilweise in den Berg geradezu hineingeschlagen

Die Abfahrt vom Sella hat es in sich. Es gibt teilweise lange gut geteerte gerade Teile, dann wieder Haarnadelkurven. Hier heißt es Aufpassen, dass man nicht dem Asphalt ungewollt zu nahe kommt.

Der vierte Pass und der letzte auf der Sellaronda ist der Gardena – meiner Meinung nach der einfachste der zu fahrenden Pässe. Mit 5.8km und 250 Höhenmetern und einem langen Flachstück kann man die Beine nach dem Sella etwas ausschütteln.

Die Abfahrt nach Corvara führt dann zum ersten mal in den Zielbereich. Hier kann man sich entscheiden, ob es weiter gehen soll, die mittlere oder die Maratona-Strecke, oder ob man den Tag bereits beendet. Naa, weiter geht’s. Man kann während der Fahrt sich entscheiden, welche Strecke man wählt. Umdrehen ist aber nicht erlaubt.

Der zweite Durchgang über den Campolongo fühlt sich dann schon etwas schwieriger an. Hier wäre für die sportlich ambitionierten noch ein kleiner Wettbewerb („Technogym KOM“) mit einem Trainer-Bike als Hauptpreis. Beim zweiten Durchgang erwartet einen an der Passhöhe vom Campolongo auch eine Verpflegungsstation. Heuer hab ich grundsätzlich sämtliche Verpflegungsstationen „mitgenommen“. Letztes Jahr hatte ich bei der Verpflegung etwas geschlampt, was sich dann am Giau fürchterlich gerächt hat („Bonk!“), diesmal war ich schlauer. Grundsätzlich gibt es an den Stationen Getränke, Kekse, teilweise Kuchen, Bananen, Schinkensemmeln. Für Vorrat ist gesorgt, auch spät sind die Stationen nicht „leer“.

Nach der zweiten Abfahrt vom Campolongo biegt man in Arraba links ab und fährt ein paar km auf der SR48 grundsätzlich fast schon flach – eigentlich bergab – Richtung Andraz (Fernziel auf den Straßenschildern ist Venedig). Hier kann man sich dann entscheiden, ob man die mittlere Strecke nimmt (gleich auf den Valparola) oder Giau und Valparola fährt. Bis man zum Giau kommt, kann man sich beim Anstieg auf den Colle Santa Lucia testen. Die Steigung ist ein kleiner Vorgeschmack auf den gleich anschließenden Passo Giau. Die Verpflegungsstation beim Belvedere auf dem Santa Lucia würde ich deshalb unbedingt einplanen.

Und der Passo Giau … 10km mit durchschnittlich 9.3% Steigung macht 920m zum Klettern. Die ersten drei km sind mit ein paar Rampen mit 12% schon schwer genug, das mittlere Stück kommt einem dann etwas leichter vor, während die letzten km bei dünner Luft und wieder ein paar steileren Abschnitten den Beinen nochmal richtig weh tun. Lustig ist auch, wenn man „von oben“ den Hubschrauber der RAI unter sich sieht. Auf dem Giau ist wieder Verpflegung angesagt, bevor die nächste Abfahrt und der nächste Pass anstehen.

Der Falzarego/Valparola wäre an und für sich kein schwieriger Anstieg – hätte man zu dem Zeitpunkt nicht schon über 3000 Höhenmeter in den Beinen und wäre der letzte Kilometer nicht noch ein kleines i-Tüpfelchen auf dem Maratona. Nach ein paar Kilometern in der Steigung ist ein kleines Flachstück eingebaut, davor und dahinter halten sich die Steigungsprozente mit rund 7% im Schnitt in Grenzen. An der Passhöhe vom Falzarego kommen die Fahrer auf der mittleren Strecke dazu, es gibt die letzte Verpflegungsstation und dann den letzten Kilometer, der noch einmal etwas weh tut – maximal fast 11%, bis dann die lange Abfahrt nach La Villa zum Ausgangspunkt beginnt.

Was dann folgt ist der eigentliche Höhepunkt des Maratona: die berüchtigte Mür dl Giat. Mauer trifft das Ganze. Wenn man in Stella im Kreisverkehr in die Steigung abbiegt, kommt der Anstieg einem gar nicht so wild vor, wenn man dann aber vor dem „Zielbogen“ oben im Hang hängt, merkt man die 19% Steigung. Absteigen ist keine Schande, lustiger ist aber, die letzten vorhandenen Körner noch zu investieren und im Sattel sich hochzudrücken. Mit der „Fanzone“ auf der Mür wird man aber angefeuert, egal wie kaputt man aussieht.

Die letzten Kilometer bis Corvara kennt man dann bereits, ein wenig bergauf mit um die 7% Steigung, kann man gemütlich vollends ins Ziel rollen.

Im Ziel ist dann Nudelparty – die Gutscheine für das Essen sind im Starterpaket, die Möglichkeit, sich massieren zu lassen, eine Radwäsche, etwas Party. Mir war allerdings die Terasse vom Hotel und ein frisches Bier lieber als Fertigpasta, die letzten paar Kilometer und 200 Höhenmeter zum Hotel gingen dann noch ganz locker.

Fazit. Spaß hats gemacht. Anstrengend wars. Nächstes Jahr – wenn alles gut geht – bin ich wieder dabei. Falls jemand Interesse an der Veranstaltung hat, bitte einfach melden. Der #MDD37 ist am 7.7.2024

Bilder von Sportograf, vom Veranstalter und von mir.

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