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UCI Gran Fondo World Champion Series in Schottland

UCI Gran Fondo World Champion Series in Schottland

Bericht von Robert Ofner:

Beim Neusiedler See Radmarathon am 23.04.2023 konnte sich Robert Ofner vom Radteam Leoben mit einer Zeit von 3:07:37 für die UCI Amateur Weltmeisterschaft im Straßenrennen in Schottland qualifizieren.

Für seine Altersgruppe (35-39) konnten sich weltweit insgesamt 167 Fahrer qualifizieren, wobei sich mit Robert darunter 5 Österreicher befanden.

Nachdem außer Diskussion stand, ob es auch zu einer Teilnahme kommt, wurde sofort mit den Planungen begonnen.

Für Flug, Übernachtung und quasi alles rundherum stellte sich sogleich sein Bruder Thomas Ofner (ebenfalls vom Radteam Leoben) zur Verfügung. Mit den Worten „du brauchst nur treten!!“ konzentrierte sich Robert alsdann nur mehr auf das Vorbereitungstraining für seinen bisher größten Auftritt auf der Amateur-Radsportbühne.

Gefolgt von vielen harten Intervallen und klar favorisierten Sprinttrainings (Robert ist eindeutig ein Bergfahrer 😅) drängte sich immer nur ein Gedanke zum Durchhalten auf: „Für Schottland!“

Von Wien mit Zwischenlandung in Frankfurt ging es für Robert mit seiner Frau Tanja bzw. für Thomas und seiner Frau Violeta nach Glasgow. Mit diesem Dreamteam kann ja eigentlich nichts mehr schief gehen…oder?

Leider doch!
Es kam zu einer Flugverspätung, und danach 23:00 beim Autoverleih Schluss war, mussten unsere 4 Kontrahenten im Vorraum 7 Stunden ausharren. Unserem Athleten machte das nicht sonderlich viel aus (siehe Foto), da ihn frühere Festivalaufenthalte quasi auf den Ernstfall vorbereiteten. 👍😉

Mit Tagesanbruch und einer schlaflosen Nacht (zumindest für die anderen 3) konnte endlich das Auto beladen und die Unterkunft aufgesucht werden…

…Nein…

In Schottland versteht man unter „GROSSER Fahrradkoffer“ eher normales Gepäck, vermutlich denkt man hier eher an ein Klapprad. Aus einem wurden zwei Autos (außerordentlich günstig…NICHT) aber dann ging es zügig Richtung Unterkunft 10 KM Nördlich von Perth. Bis auf mehrere Nahtoderfahrungen (Linksverkehr und rechtsgesteuertes Auto) und 2 malträtierten Schaltgetrieben verlief die Fahrt ruhig und es wurde sodann Schlaf nachgeholt.

Bis auf Robert, der hatte noch ein Aufwärmtraining und die Anmeldung zu absolvieren.

Mit einem ungewohnten Gefühl links zu fahren, aber sehr rücksichtsvollen (ernsthaft!) Autofahrern konnte auch dies solide erledigt werden.

Hier sei erwähnt, dass Engländer bzw. Schotten ein unglaublich freundliches Volk sind, und dieses Land allein schon aufgrund der Gastfreundlichkeit einen Besuch wert ist. Nur sollte man sich auf ein sprachliches Aha-Erlebnis gefasst machen (sehr ausgeprägter Dialekt). Und kleiner Sicherheitshinweis, die Hauptstadt (Edinburgh) wird ‚Edinbrah‘ ausgesprochen…für den Fall der Fälle 😉

Soviel zu typisch Englischem Wetter:

Aber nun zum Rennen: (Endlich!! 😅)

Aufgrund der verschiedenen Altersgruppen bzw. Medio Fondo und Gran Fondo, war der Start für die Altersgruppe 35-39 Gran Fondo (160Km/1900Hm) um 10:45.

Hier wurden alle Gruppen in jeweilige Blöcke aufgeteilt und diese nahmen jeweils zur Startzeit ihren Platz an der Startlinie ein.

Dadurch schaukelte sich die Vorfreude/Aufregung immer weiter auf, was schön zu beobachten war.

Hier nochmal die Route:

Unseren Robert ließ das alles natürlich völlig kalt (WAS ZUM GEIER MACHE ICH HIER!?!) und er trat bei Startschuss mit einem entspannten Puls von 160 in die Pedale.

Die Beine kamen ihm zu Beginn recht schwer vor, bis er realisierte, dass es sich hier um die besten 25% der Amateure auf der Welt handelt…“Nein Robert, deine Beine sind super, nur deine Gegner sind keine Jedermänner mehr!“ 😬

Mit Sonnenschein (heutzutage muss man nach Schottland fliegen um regenfreie Tage zu erwischen 🤦) und 15 Grad war es von Kilometer 0 weg der pure Wahnsinn. Friss oder stirb war die Devise.

Die Gruppendynamik bestand aus unglaublich kräftezehrenden Stopp and Go Attacken, gepaart mit engen Kurven, gefolgt von breiten windanfälligen Straßen. Diese waren besonders gefährlich, da Schottland nicht über reflektierende Bodenmarkierungen verfügt, sondern sich in der Mitte der Fahrbahn Reflektoren befinden, welche erhaben sind. Beim Bau dieser Straße dachte keiner an eine Horde Radverrückter, die sich mit waghalsigen Manövern gegenseitig attackieren.

Aufgrund der nicht so ausgeprägten Sprinteigenschaften konzentrierte sich Robert mehr auf die 3 herausstechenden Anstiege der Route. Wohlgemerkt war der Start auf 8 HM und die Highlands (!) auf 400HM…die sich eher wie 1500Hm anfühlten 🥵 Hier konnten einige Plätze gut gemacht werden.

Die Taktik also, schön im Windschatten bleiben, bei den Anstiegen attackieren.

Bei KM 94 kam es aufgrund der Streckenführung zu einem 90Grad Links-Abbieger, gefolgt von einem kurzen aber heftigen Anstieg. Links und rechts gesäumt von einer schreienden Menschenmasse und mitlaufenden Fans kam schon ordentliche Alpe d’Huez-Stimmung auf.

Der weitere Streckenverlauf führte zwar stetig Richtung Meeresspiegel jedoch immer wieder unterbrochen von kleinen, bösen Kuppen. Mit diesem ständigen Auf und Ab schoss das Laktat nur so in alle Richtungen.

Bis circa 25 KM vorm Ziel konnte die Position super verteidigt bzw. sogar verbessert werden. Danach begann ein nicht enden wollendes Katz- und Mausspiel, welches das Feld immer wieder zu zerreißen drohte. Immer wieder musste auch Robert die Verfolgung aufnehmen, Bridgen (zur Ausreissergruppe aufschließen) wurde zur Überlebensaufgabe.

Er ließ sich nicht abschütteln, auch wenn seine Beine vor Schmerzen regelrecht schrien und den Dienst quittieren wollten.

5 Km vorm Ziel befand sich Robert an der Spitze der Gruppe und versuchte im Gegensatz zu den restlichen Fahrern nicht im Stehen, sondern im Sitzen einen Steigerungssprint um sozusagen „versteckt“ davon zukommen…

…mit Erfolg, er konnte einige Radlängen herausholen, und bis 1500m vorm Ziel erfolgreich verteidigen. Jedoch wurde das Feld immer schneller, um kurz vor der letzten Einbiegung auf den Scone Place mit circa 10 Mann an Robert vorbeizuschießen.

Allerdings wusste offensichtlich niemand außer Robert (Zielsprintbesichtigung sei Dank), dass es sich hier um ein Einfahrtstor handelte, welches gerademal 1 Auto breit ist. Mit diesem Wissen und dem dementsprechenden Bremsverhalten bzw. der Gang Wahl konnten im anschließendem 600m Zielsprint (leicht bergauf=ECHT JETZT!?!) wenigstens noch ein paar Plätze gut gemacht werden.

Mit allerletzter Kraft und zähnefletschend wurde nochmal alles (und gefühlt noch mehr) aus den Beinen gepresst und (laut Hörzeugen 😅) schreiend über die Ziellinie geworfen.

Umjubelt von seinen Supportern könnten Freudentränen im Spiel gewesen sein…würden böse Zungen behaupten. 😅

Mit einem Bier wurde auf den 91. Platz in der AK 35-39 bzw. auf den 355. Platz (von 1185 Männern) in der Gesamtwertung angestoßen. Unter den 5 Österreichern konnte er sich den Bronzeplatz sichern, bzw. von insgesamt 34 Österreichern immerhin 5. Platz Gesamt.
Mit 4:10:02 (38,1 Km/h Schnitt) und damit rund 20 min hinter dem Weltmeister wurde es mit der daraus resultierenden, stolzgeschwellten Brust etwas eng im Flieger Richtung Heimat. 🤣👍

Dass sich die Trainingsstrapazen durch so eine gelungene und ewigwährende Erfahrung selbstredend mehr als nur aufwiegen lassen versteht sich von selbst.

Ein Erlebnis welches ohne meine Frau Tanja, meinem Bruder Thomas und meiner Schwägerin Violeta sowie meiner Familie und Freunden und natürlich dem Radteam Leoben nicht möglich gewesen wäre.

VIELEN HERZLICHEN DANK!!!

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